Wilhelm Walloth (1854 bis 1932)



Mit lustgeschwelltem Arm zerteilt' ich heut' die Flut

Mit lustgeschwelltem Arm zerteilt' ich heut' die Flut,
Mich trug sie gern, obgleich sie innig Liebenden
Von jeher Feind. Herüber vom Gebirge zog
Nachtdunkle Wolkenwand die blitzumrollte Bahn.
Schwer keuschte durch des Schiffes ängstlich flüsternd Heer
Der schwüle Wind und riß die Welle rauh am Kamm.
Und Schiff und Wind erzählten mir dein altes Weh,
Dein vielbetrauertes, o holde Priesterin.
Leander o! wenn du wie ich geliebt, dein Arm
Wär' nicht erlegen, nicht vom scheuen Möwenflug
Umkreist, schürft unbarmherz'ge Welle deinen Leib
Am öden Felsgestad. Nicht säh' ein schönes Aug'
Wahnsinn'fen Grams voll, wie der Mund, der gestern noch
So glühend küßte, machtlos sich dem kalten Kuß
Der unwirtbaren Meerflut unterwerfen muß.


Wenn einst der letzte

Wenn einst der letzte
Rollende Glutball
Donnernd sich vermählt
Mit der Ursonne Glanzmeer,
Wo dann, Geliebte,
Sind unsre Küsse?
In welcher Flamme
Knistern sie hin?
In welchem Wirbelrauch
Schmilzt unser Staub?
In der Riesenumarmung
Zweier Welten
Zuckt auch deines Leibes
Und des meinen
Übergewaltige
Liebessehnsucht ---