Karl Stieler (1842 bis 1885)



Bergseesturm

Dein Schiff gebrach, der Sturm
Tobt ohne Gnade;
Ich trug an meinem Hals
Dich ans Gestade.

Dann küßt ich deinen Mund -
E i n m a l hienieden! - -
Ich fühl ihn noch, den Kuß,
Mit dem wir schieden!

Ich trug dich aus dem Sturm
Wohl sonder Zagen;
Warum hast d u den Sturm
In mich getragen!?


In die Ferne

Oft wenn ich düster nachgehangen
Dem Leben, meinem wilden Lauf,
Da wacht mir plötzlich ein Verlangen
Nach deiner fernen Liebe auf.

Nach deinem Kuß, nach deinen Tränen,
Nach deiner seligen Geduld. -
Es ist mir fast, als tät sich sehnen
Nach deiner Unschuld meine Schuld!