Ewald Christian von Kleist (1715 bis 1759)



Phyllis an Damon

Ja, liebster Damon, ich bin überwunden!
Ich fühl', ich fühl' ißt, was mein Herz empfunden!
Mich zwingt die Dauer deiner starken Liebe
Zur Gegenliebe.

Als ich die Hand jüngst, die dein Auge deckte,
Vorwitzig fortriß: Himmel! Was erweckte
Dein schönes Auge, naß von stillen Schmerzen,
In meinem Herzen!

Ich floh und weinte, warf am Bach mich nieder.
Ein heftig Feuer drang durch meine Glieder.
Ach, ewig werden diese Flammen währen,
Die mich verzehren.

Komm, treuster Damon, den ich mir erwähle!
Auf meinen Lippen schwebt mir schon die Seele,
Um durch die Deinen, unter tausend Küssen,
In dich zu fließen.